Punta Teonoste, 26.10.2022
Gestern Abend gab es einen kräftigen Gewitterschauer. Die Auswirkungen sind heute Morgen noch zu verspüren: Die etwas kühlere Luft ist extrem feucht und der Himmel stark bewölkt. Um 8:00 Uhr starten Roland und ich die letzte gemeinsame Fahrt von Granada zum Strandresort an der Pazifikküste. Die Strecke führt uns durch das Tiefland mit Zuckerrohrfeldern, Trockenreisanbau oder Grassavannen mit vereinzelten Bäumen. Das Wetter bleibt zunächst trüb, ab und zu beginnt es sogar leicht zu regnen.
Nach etwa 70 Kilometern auf einer für die Landesverhältnisse guten Straße müssen wir auf eine Schotterpiste abzweigen, um nach kurzer Zeit die Küstenstraße nach Norden zu erreichen. Sie ist zunächst ebenfalls in einem ganz ordentlichen Zustand, verwandelt sich aber mehr und mehr in eine Lehmpiste mit Schlaglöchern und großen, tiefen Pfützen, durch die sich unser Mittelklassewagen nur mit Mühe kämpfen kann. Zweimal müssen wir sogar einen Bach durchqueren. Wir kommen an Scharen von Schulkindern vorbei, die in beiden Richtungen unterwegs sind. Die Unterrichtszeiten sind hier wohl etwas ungewöhnlich, es ist etwa 10:30 Uhr.
Nachdem wir einige Zeit auf der Piste gründlich durchgerüttelt worden sind, zweigt eine etwas bessere Schotterpiste zu meinem Resort ab. Bald schon haben wir mein Domizil für die nächsten vier Nächte erreicht. Nach etwa 2500 Kilometern durch drei Länder heißt es Abschied von Roland zu nehmen, der in Kürze eine Tour nach El Salvador übernehmen wird. Für meinen Transfer zum Flughafen Managua am kommenden Sonntag ist das Resort zuständig. Ahnte ich es bei meiner Ankunft in Punta Teonoste schon, habe ich bald Gewissheit: Nicht zum ersten Mal in meiner bewegten Reisekarriere bin ich der einzige Gast.
Das Resort Punta Teonoste.
Weil ich so früh angekommen bin und das Wetter inzwischen sehr schön geworden ist, kann ich mich nach einer kurzen Ausruhpause sogar zwei Stunden in die Sonne legen. Auch gegen Abend bleibt es weiter sonnig, sodass mir leidlich gute Sonnenuntergangsfotos gelingen. Anschließend wird es Zeit, ins Restaurant zu gehen.
Es wird Abend in Punta Teonoste. Rechts: Mein Abendessen.
Nur einen einzigen Gast zu beherbergen, ist für solch ein Resort natürlich eine ziemlich unbequeme Sache. Es ist ein Ratespiel, wann der Gast welche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen gedenkt, man muss also ständig auf Abruf bereitstehen und hat die übrige Zeit nicht viel zu tun. Ich würde dem Personal entgegenkommen und zum Beispiel das Essen für eine bestimmte Zeit vorbestellen, aber sie machen hier eisern Dienst nach Vorschrift. Nun gut, es soll nicht mein Problem sein.
Die Küche leistet jedenfalls sehr Gutes: Ich bestelle Langustenschwänze in einer cremigen Knoblauchsauce mit Platanos (Kochbananen) und Pommes frites. Dazu trinke ich zwei kleine Toña–Bier. Die Preise sind hier gleich in US–Dollar verzeichnet: 29 plus 15% Steuer plus freiwillige 10% Trinkgeld auf den Nettopreis (insgesamt also 36,25 $) kostet das Vergnügen. So darf das Strandleben am Pazifik ruhig weitergehen.