Granada, 25.10.2022
Nach der gestrigen Vulkantour steht heute eine entspannte Stadtbesichtigung von Granada an. Entspannt ist sie wegen des Tempos und der geringen Entfernungen, die alle zu Fuß gemeistert werden. Was das Klima angeht, kann von Entspannung allerdings nicht die Rede sein. Bereits um 8:30 Uhr lechzt man nach jedem Schatten und dem geringsten Windstoß.
Von meinem Hotel aus gehen wir zunächst in Richtung Osten, an der Iglesia Guadalupe vorbei zum Ufer des Nicaraguasees (Cocibolca). Die Kirche wurde im Jahr 1626 erbaut und diente dem Piraten William Walker, der Granada 1856 eroberte, 18 Tage lang als Festung. Der See ist mit über 8000 Quadratkilometern Fläche der größte Binnensee Mittelamerikas. Auf seinen rauen Gewässern sollen Bootsausflüge oft ziemlich unangenehm sein. Wir beschränken uns daher auf die weite Aussicht, die ab und zu, wenn die Wolken sich verziehen, einen Blick auf die Vulkankette zulässt.
Impressionen aus Granada. Oben mitte und rechts: Iglesia Guadalupe. Unten links: Blick auf den Cochibolca–See.
Wir wenden uns nun in einer Parallelstraße wieder nach Westen. Beim Schlendern durch das alte Städtchen fallen einige Dinge unweigerlich ins Auge: Die Fassaden der Häuser sind fast alle in bunten Farben angestrichen, oft in interessanten Kombinationen. Durch die großen, wegen des Klimas meist offenen Türen blickt man durch die Wohnräume in einen Patio, dessen Säulengänge zum Dösen im Schatten einladen. Die Bürgersteige sind fast immer mit farbigen Kacheln gepflastert. Woher diese stammen, werden wir uns später ansehen.
Wir gelangen bei unserer Wanderung zu einem Kulturmuseum, in dem neben naiver Malerei einige Fundstücke aus der Nach–Mayazeit ausgestellt werden. Nebenbei kann man sich in den weiträumigen Patios des Museums von der Hitze draußen erholen.
Impressionen aus Granada. Oben: Im Kulturmuseum. Unten rechts: Eine halbe Tür reicht auch!
Nach einiger Zeit ziehen wir weiter und gelangen zu einer kleinen Fabrik, in der die Kacheln hergestellt werden, mit denen Bürgersteige und zahlreiche Wohnräume der Stadt verziert sind. Wir dürfen ein wenig bei der Produktion zusehen. Alles geschieht in Handarbeit und wir sind von der teilweise sehr kunstvollen Ausgestaltung der Platten sehr beeindruckt, deren verschiedene Farben mithilfe fein gearbeiteter Formen aufgebracht werden.
Impressionen aus Granada. Oben: In der Ladrilleria Favilli werden schöne Kacheln hergestellt (das Video oben mitte ist ca. 240 MB groß). Unten mitte: Iglesia de Xalteva.
Nach diesem sehr interessanten Besuch setzen wir unseren Bummel durch die Stadt fort, bis wir zur Iglesia de Xalteva mit ihrer hellbraunen Fassade gelangen. Sie stammt aus der frühen Kolonialzeit, wurde allerdings bei einem Erdbeben völlig zerstört. Der heutige Bau wurde 1898 errichtet.
Wir wenden uns wieder nach Osten und erreichen schon bald die Iglesia La Merced. Der wuchtige Bau aus dem Ende des 18. Jahrhunderts hat eine besondere Attraktion zu bieten: Gegen ein kleines Entgelt darf man über sehr enge Wendeltreppen den Glockenturm besteigen, von dem aus man einen schönen Panoramablick über die Stadt bei herrlich kühlem Wind genießen kann. Nach dem Besuch im Glockenturm besichtigen wir kurz das Schiff der Kirche, welches einen fein gearbeiteten Fahrradständer aus dem frühen 21. Jahrhundert aufweist, der vermutlich der Madonna del Ghisallo gewidmet ist.
Iglesia La Merced. Oben links: Fassade. Unten rechts: Fahrradständer in der Kirche. Andere Bilder: Blick vom Glockenturm über die Stadt.
Wir erreichen schließlich den zentralen Park der Stadt, an dessen Ostseite die ockerfarbene Kathedrale Nuestra Señora de la Asunción steht. Das Wahrzeichen der Stadt stammt ursprünglich aus dem frühen 16.Jahrhundert, fiel jedoch einem Brand zum Opfer. Das aktuelle Bauwerk wurde 1880 errichtet. Mit dem Besuch dieses Gotteshauses endet unser Rundgang durch die malerische Stadt. Der Weg zu meinem Hotel ist nicht mehr weit. Dort ist eine Dusche fällig, denn der Spaziergang bei höllischen Temperaturen bei nicht immer leicht zu erreichendem Schatten und hoher Luftfeuchtigkeit war schweißtreibend.
Impressionen aus Granada. Oben mitte: Parque Central. Oben rechts und unten links: Kathedrale. Unten mitte: Plaza de la Independencia. Unten rechts: Mein Abendessen.
Am frühen Abend suche ich nach einem Restaurant. Das ist in diesen Tagen schwerer als sonst: Die meisten Lokale der Stadt liegen in der von meinem Hotel aus nächsten, nördlichen Parallelstraße. In dieser herrscht jedoch gerade ein totaler Lockdown, nicht etwa wegen des Coronavirus, sondern aufgrund umfangreicher Straßenbauarbeiten. Da Tag und Nacht gearbeitet wird, ist der Zugang für Passanten zu gefährlich, daher sorgt die Polizei rund um die Uhr dafür, dass niemand die Straße betritt. Zum Glück finde ich jedoch kaum 200 Meter östlich meines Hotels ein Steakrestaurant in einem großen Innenhof. Ich esse dort "Churrasco de Exportación" und trinke dazu drei kleine Toña–Bier. Ich bekomme 350 Gramm Rindersteak mit Kochbananen, Reis mit Bohnen, Salat und zwei Saucen. Eine ist chilischarf, die andere eine Art Knoblauchpesto. Das Essen schmeckt ausgezeichnet und reißt mit 710 Cordoba kein großes Loch in die Reisekasse. Ich kann also sehr positiv gestimmt den Tag im schönen Granada beenden.