Antigua, 16.10.2022
Bei etwa 23 Grad und Sonne starten Roland und ich um 8:00 Uhr einen Stadtrundgang durch Antigua. Zur frühen Stunde ist das klassische Kolonialstädtchen ziemlich leer, das wird sich jedoch im Laufe des Tages ändern. Es ist Sonntag und die ehemalige Hauptstadt ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel für die Bewohner der heutigen.
Erster markanter Punkt auf unserer Tour ist die Iglesia de La Merced, eine Barockkirche aus dem 18. Jahrhundert mit einer reich verzierten, gelben Fassade. Ihr Inneres können wir nicht besichtigen, da gerade die Heilige Messe stattfindet, als wir ankommen. Als Nächstes sehen wir El Arco de Santa Catalina. Diesen gelben Torbogen, der zwei Teile einer ehemaligen Klosterschule miteinander verbindet, habe ich gestern Abend auf dem Weg zum Abendessen bereits gesehen.
Auf unserem weiteren Weg gelangen wir zum Kapuzinerkonvent. Es öffnet neuerdings erst kurz nach 9:00 Uhr und wir sind zu früh hier. Wir müssen also warten und nutzen die Zeit damit, unsere Online–Reiseanmeldungen für den morgigen Grenzübertritt nach Honduras abzugeben. Dank meiner funktionierenden Prepaid–SIM kann ich dies mit meinem Mobiltelefon mitten im Ort erledigen und habe bei Unklarheiten fachkundige Hilfe neben mir sitzen, dennoch erweist sich die Prozedur als langwierig., weil ich zusätzlich ein spanischsprachiges Gesundheitsformular ausfüllen sowie Fotos meines Reise– und Impfpasses hochladen muss. Anscheinend habe ich alles richtig gemacht, denn etwa fünf Minuten nach dem Absenden kommt die Bestätigungsmail.
Inzwischen dürfen wir das Kloster betreten. Sein interessantestes Überbleibsel ist der Torre del Retiro, ein kreisrunder Patio, um den 18 Zellen der Nonnen angeordnet waren. Sie besaßen bereits Toiletten mit einem ausgeklügelten Abwassersystem. Einen schönen Garten hat das Konvent ebenfalls zu bieten. Klösterliche Ruhe sucht man am heutigen Tag allerdings vergeblich. Angestellte einer Eventagentur bereiten geschäftig eine große Veranstaltung vor.
Oben links: Iglesia de La Merced. Oben mitte: El Arco de Santa Catalina. Andere Bilder: Das Kapuzinerkonvent.
Bald führt unser Weg weiter durch die Stadt. Wir erreichen den zentralen Platz. Hier sind viele Becken zu sehen, in denen man seine Wäsche waschen kann. Am heutigen Sonntag werden sie nicht genutzt, an den anderen Tagen sind sie nach wie vor in Gebrauch. Wir gelangen schließlich zu den Ruinen der Klosterkirche San Francisco. Sie war einst die bedeutendste Kirche Zentralamerikas, hielt den häufigen Erdbeben in der Region jedoch nicht stand. Im Inneren des großen Areals hat man beim heutigen schönen Wetter sogar die Gelegenheit, den Gipfel des Vulkanes Fuego zu sehen, der alle etwa 20 Minuten Rauchwolken ausstößt.
Die Kirchenbibliothek ist gut erhalten. In ihr wird unter anderem eine große Bibel aus dem Jahr 1516 ausgestellt. Damit man sich das Studieren der Mönche in vergangenen Zeiten besser vorstellen kann, hat man zwei lebensgroße Mönchsfiguren an einen Tisch drapiert, die als Reminiszenz an die gerade verebbenden Seuchenzeiten OP–Masken tragen. Ebenfalls zu besichtigen sind die Überreste der Klosterküche und des Refektoriums sowie ein kleines Museum, das an "Bruder Pedro" erinnert. Der Franziskanermönch kümmerte sich im 17. Jahrhundert um die Armen und Kranken. Ihm werden bis in die heutige Zeit zahlreiche Wunderheilungen zugeschrieben.
Oben links: Stadtansicht. Oben mitte: Convento Santa Clara. Oben rechts: Öffentliches Waschbecken. Andere Bilder: Die Iglesia de San Francisco.
Wir verweilen lange auf dem Gelände, bevor wir unseren Weg durch die Stadt, vorbei an der Kirche San Pedro mit ihrer schönen gelben Fassade, der alten Universität und der Ruine der Kathedrale fortsetzen. Schließlich gelangen wir wieder zum inzwischen ziemlich vollen zentralen Platz und gehen von dort aus weiter zu meinem Hotel. Dort endet die interessante Tour durch die alte Kolonialstadt. Roland und ich verabreden uns für morgen früh zur Weiterfahrt.
Oben links: Iglesia de San Pedro. Oben mitte: Im Inneren der Universität. Oben rechts: Die Ruine der Kathedrale. Unten links: Straßenhändlerin. Unten mitte und rechts: Der Parque Central.
Am späten Nachmittag schlendere ich einige Zeit lang auf eigene Faust durch die quirlige Altstadt mit ihren vielen Kunstausstellungen, Läden, Cafés und Restaurants. Roland hatte mir am Vormittag ein Restaurant besonders empfohlen, in dem es typische guatemaltekische Hausmannskost gibt. Hungrig geworden kehre ich zum Abendessen dort ein. Es heißt La Cuevita de Los Urquizú und befindet sich ganz in der Nähe des Kapuzinerkonventes. Man kann dort aus zahlreichen in Tontöpfen geschmorten Eintopfgerichten eines auswählen und mit zwei Beilagen, ebenfalls in mannigfacher Auswahl, kombinieren. Ich wähle einen Eintopf mit Schweinefleisch und Leber. Als Beilagen nehme ich Reis und gemischtes Gemüse. Eine Tamale, also Maisteig in einem Maisblatt gegart, bekomme ich gratis dazu. Das Essen ist einfach aber sehr lecker und kostet, zusammen mit zwei kleinen Gallo–Bier, gerade mal 140 Quetzal.
Gut gesättigt gehe ich zu meinem Hotel zurück und blicke zufrieden auf einen sehr schönen und interessanten Aufenthalt in Guatemala zurück. Ich bin gespannt, was das Nachbarland Honduras zu bieten haben wird.