Copán, 17.10.2022
Heute steht ein langer Transfertag auf dem Programm. Wir fahren kurz nach 8:00 Uhr bei schönem Wetter los, rütteln über das Kopfsteinpflaster Antiguas, bis wir außerhalb der Stadt wieder normale Straßen erreichen. Die erste Etappe der Fahrt hat einzig das Ziel, die Hauptstadt so geschickt zu umfahren, dass man nicht in einen Stau gerät. Dies gelingt uns sehr gut. Die Navigations-App leitet uns über wenig befahrene Nebenstrecken und da wir einen mautpflichtigen Abschnitt in Kauf nehmen, den die meisten Berufspendler meiden, entkommen wir schließlich dem Verkehrschaos komplett.
Wir erreichen bald das Grenzgebiet zu El Salvador. Hier ist es wesentlich trockener als im Rest des Landes, allerdings sind auch hier in letzter Zeit viele tropische Regenfälle niedergegangen, sodass die Vegetation üppig und der Füllstand der Flüsse hoch ist. Das Land fällt hier zum pazifischen Ozean hin ab und bekommt, da jenseits der Wasserscheide gelegen, eher wenig Regen ab. Wichtigstes Erzeugnis der Landwirtschaft ist Zuckerrohr.
Die Fahrt durch die Mittelgebirge mit Blick auf aktive Vulkane ist sehr abwechslungsreich, wenn auch langwierig. Mehrspurige Straßen sind die Ausnahme. Oft müssen wir lange hinter stark qualmenden Lastwagen oder Pickups herfahren. Rußfilter sind hierzulande so gut wie unbekannt, dementsprechend stark ist der Smog, selbst an einem so klaren Tag wie heute.
Nach etwa fünfeinhalb Stunden erreichen wir schließlich die Grenze zu Honduras. Ganze Busladungen voller Menschen wollen in der Zollstation abgefertigt werden, meist Glücksritter, die aus Mittelamerika auf dem Landweg in die USA gelangen wollen. Da wir in die andere Richtung wollen und unsere Gesundheitserklärungen bereits online ausgefüllt haben, können wir die Schlangen umgehen und zügig aus Guatemala ausreisen. Vor den Einreiseschaltern nach Honduras stehen etwa 20 Menschen, aber wir kommen schnell voran. Als ich an der Reihe bin, muss ich Reisepass und Impfzertifikat vorweisen sowie Fingerabdrücke scannen lassen. Schließlich sind 30 Quetzal Gebühr fällig, dann darf ich passieren.
Unser heutiges Ziel, das Städtchen Copán, liegt etwa zehn Kilometer hinter der Grenze. Nach dem Check–in im Hotel Plaza begleitet mich Roland zu einem Geldautomaten, an dem ich 4000 Lempira (etwas über 160 Euro) abhebe, gibt mir einen Insidertipp für das Abendessen und verabschiedet sich anschließend von mir.
Ich unternehme einen Stadtbummel, um einige Fotos zu schießen, dehne den Aufenthalt allerdings nicht lange aus, da die hohe Luftfeuchtigkeit bei über 30 Grad ein wenig anstrengend ist. Schweißgebadet komme ich wieder im Hotel an und beschließe, erst einmal Pause zu machen.
Unten rechts: Pollo en Lorocos. Andere Bilder: Stadtbummel durch Copán.
Etwa um 17:00 Uhr folge ich Rolands Empfehlung. Inzwischen sind dunkle Gewitterwolken aufgezogen und es weht ein starker Wind. Ich nehme also vorsichtshalber einen Regenschirm mit. Der Weg von meinem Hotel zum Lokal "La Llama del Bosque" ist nicht weit. Dort angekommen, bin ich der einzige Gast, da sich wegen des aufziehenden Unwetters wohl kaum jemand vor die Tür traut.
Kaum habe ich das von Roland empfohlene Gericht bestellt, Pollo en Lorocos mit landesüblichen Beilagen, bricht draußen ein Unwetter los, wie ich es selbst in den Tropen kaum je erlebt habe. Es regnet sogar durch Teile des Restaurantdaches, mein Tisch ist ebenfalls zur Hälfte betroffen, allerdings die Seite, an der ich nicht sitze. Dies ist zwar nicht schlimm, da außer zwei Paaren, die vor dem Regen ins Lokal flüchten, keine weiteren Gäste kommen und ich deshalb einen anderen Tisch wählen könnte, aber ein wenig skurril ist es schon.
Mein Essen ist ausgezeichnet. Es gibt einen Eintopf mit Huhn in einer gut gewürzten Sahnesauce mit Lorocos (Fernaldia pandurata), den Blüten einer Pflanze, die in der Gegend weit verbreitet sind und im Geschmack ein wenig an grünen Spargel erinnern. Als Beilagen gibt es Reis, Bohnenpaste, Kochbananen, Tomaten, Avocado, cremigen Käse, eine Art bröckeligen Hüttenkäse und Mixed Pickles (Karotten, Gurken und scharfe grüne Paprikaschoten). Ich trinke drei kleine "Salva Vida"–Bier dazu und zahle am Ende 430 Lempira für das köstliche Mahl.
Zwar ist das Schlimmste überstanden, aber es regnet immer noch, als ich das Lokal verlasse. Die Straßen sind teilweise überschwemmt, was den kurzen Weg zurück ins Hotel etwas beschwerlich macht. Ich komme dennoch einigermaßen heil dort an und hoffe, die Mayaruinen des Ortes morgen bei wieder schönerem Wetter besichtigen zu können.