Azul Meambar, 19.10.2022
An einem sonnigen Morgen brechen wir kurz nach 8:00 Uhr in Richtung Azul Meambar Nationalpark auf. Die Tour führt zunächst durch üppig grüne Landschaften mit vielen Wäldern. Später dann wird es deutlich trockener: Zuckerrohr– und Gemüsefelder dominieren die Vegetation. Die Straßen sind meist relativ schmal und im ersten Teil der Strecke blockieren einige Male die Überbleibsel von Erdrutschen und Steinschlägen eine Spur. Die Route führt durch Mittelgebirge, sodass wir an Steigungen häufig durch langsame, stark qualmende Lastwagen aufgehalten werden.
Erst gegen Mittag kommen wir etwas besser voran. Wir erreichen auf einer gut ausgebauten Straße San Pedro Sula, die zweitgrößte Stadt des Landes nach der Hauptstadt Tegucigalpa. Wir versuchen das Stadtzentrum weiträumig zu umfahren und gelangen schließlich in ein Villenviertel am Stadtrand. Dort statten wir kurz Rolf, dem aus der Schweiz stammenden Chef meiner einheimischen Reiseagentur einen Besuch ab. Roland holt hier einen Feuerlöscher, ein Warndreieck und verschiedene Unterlagen ab. Alle diese Dinge brauchen wir eventuell für Kontrollen in Nicaragua.
Die Zeit reicht für einen kurzen Plausch zu dritt, dann müssen wir weiter. Wir begeben uns zunächst wieder in Richtung Stadtzentrum. Dort soll ich die Gelegenheit bekommen, in einer Markthalle bei der Massenproduktion von Tortillas zuzusehen. Das alte Gebäude brannte vor einiger Zeit ab, inzwischen wurde es neu aufgebaut und eröffnet. Allerdings sind noch nicht alle der alten Stände wieder eingezogen. Wie wir feststellen, betrifft dies leider auch die Tortillaproduzenten.
Stattdessen kehren wir gegenüber der Markthalle bei einer Bekannten von Roland ein, die einen Laden für Schokolade, Kaffee und Zigarren betreibt. Wir vertreiben uns dort ein wenig die Zeit mit Gesprächen und einem guten Cappuccino. Anschließend verlassen wir die Großstadt, während die Klimaanlage des Autos kaum imstande ist, gegen die feuchte Hitze der Außenluft anzukämpfen.
Wir fahren auf schmalen, schlaglochübersäten Straßen zu unserem nächsten Ziel, dem großen Wasserfall Pulhapanzak. Der Wasserstand der Flüsse ist offenbar sehr hoch für die Jahreszeit, daher rauschen große Mengen an Wasser tosend in die Tiefe, was den Besuch sehr lohnenswert macht. Einige andere Besucher sind besonders abenteuerlustig und genießen von einer Zipline aus den Anblick des Katarakts von oben.
Der Wasserfall Pulhapanzak (vier Videos, je ca. 50 MB).
Nach dem Besuch ist bei mir erst einmal Brille putzen angesagt, denn ich habe unzählige feine Wassertröpfchen auf den Gläsern. Die Fahrt geht nun weiter zu unserem heutigen Ziel, der Panacam Lodge im Azul Meambar Nationalpark. Kurz nach 16:00 Uhr kommen wir an und ich kann mein geräumiges, für kleine Gruppen ausgelegtes Zimmer beziehen. Für den morgigen Tag sind Wandertouren in den Bergregenwald und Vogelbeobachtungen vorgesehen.
Der heutige Tag geht geruhsam zu Ende. Gegen 17:30 Uhr esse ich im Restaurant der Lodge Pollo a la Reina, also Hühnerfilets mit einer Pilz–Sahnesauce, Reis und verschiedenem Gemüse, und trinke dazu zwei Salva Vida. Anschließend ziehe ich mich in mein Zimmer zurück. Wie sich herausstellt, keine Minute zu früh, denn kurz darauf geht ein Wolkenbruch nieder. Es regnet schließlich bis in den späten Abend mit geringerer Intensität weiter, hört dann aber auf. Hoffentlich sind die Wege morgen nicht allzu stark aufgeweicht.