Estelí, 22.10.2022
Nachdem es in der letzten Nacht lange geregnet hat, ist es am Morgen stark bewölkt, aber trocken. Gegen 8:00 Uhr brechen wir in Richtung Grenze auf. Da laut den Erfahrungswerten der örtlichen Agentur die Bedingungen dort unberechenbar sind, müssen wir uns für den Übergang nach Nicaragua viel Zeit nehmen.
Auf den letzten ein bis zwei Kilometern vor der Kontrollstelle säumen unzählige Lastwagen die beiden Straßenseiten. Wir können uns jedoch bis zu einem Parkplatz unmittelbar vor den Containern, in denen die Schalter untergebracht sind, durchschlängeln. Schon vor der Abfertigung werden wir häufig von mehr oder weniger nützlichen Helfern angesprochen, die Geschäfte machen wollen. Bei einem derselben wechsele ich meine verbliebenen 850 Lempira in 1110 Cordoba.
Die Ausreise aus Honduras ist zügig erledigt. Die Einreise in das Nachbarland erweist sich tatsächlich als langwierig. Als erste Amtshandlung müssen wir ein Papierformular ausfüllen, in dem alles abgefragt wird, was bereits in der elektronischen Reiseanmeldung stand, die das Backoffice der schweizerisch–honduranischen Reiseagentur vor einer Woche abgeschickt hat. Als Nächstes wird das Auto abgefertigt. Dabei wird auch unser Gepäck durchsucht, wenn auch auf schonende Art und Weise.
Nun müssen wir zu den Personenkontrollschaltern. Wir erwischen eine ganz besonders pedantische Beamtin, die immer wieder neuen Verdacht schöpft und nach immer mehr Telefonnummern meiner zukünftigen Hotels fragt. Ich muss schließlich 13 US–Dollar bezahlen (hätte ich sie nicht, müsste ich zu einem der Geldwechsler), von denen mir drei quittiert werden. Nach über einer Viertelstunde haben wir diese Hürde endlich überwunden. Die nächste wird noch langwieriger. Wir müssen uns beim Zoll anstellen.
Es gibt zwar einen extra Schalter für Touristen, dieser ist jedoch geschlossen. Wir stehen in einer Schlange mit den Lastwagenfahrern, für die ebenfalls nur ein Schalter vorgesehen ist. Es dauert etwa zwei Stunden, bis wir endlich durch sind. Als wir bei leichtem Regen den letzten Schlagbaum passieren, ist es Mittag.
Wir steuern auf unseren einzigen heutigen Besichtigungspunkt zu, dem Somoto–Cañon. Bei leichtem Regen, der glücklicherweise bald aufhört, beginnen wir zusammen mit einem lokalen Führer eine lange Wanderung. Es geht im wörtlichen Sinne über Stock und Stein, auf- und abwärts über schlammige Wege bis zu einem kleinen Strand. Dort besteigen wir ein Ruderboot und lassen uns ein Stück durch die enge Schlucht fahren. Nach den starken Regenfällen der letzten Tage und dem abnorm hohen Wasserstand, ist das Besucherprogramm stark eingeschränkt. Normalerweise wird hier Tubing in Autoreifen durch die Stromschnellen angeboten.
Bootsfahrt im Somoto–Cañon.
Kurz vor den Stromschnellen verlassen wir das Boot, machen eine kurze Klettertour bis zum Ende der momentan zugänglichen Schlucht und treten schließlich den Rückweg auf der exakt gleichen Route an, auf der wir hergekommen sind. Am Auto angekommen, bin ich dank der hohen Luftfeuchtigkeit ziemlich verschwitzt.
Es wird nun Zeit, unser letztes Ziel für heute anzusteuern. Wir fahren knapp 70 Kilometer nach Estelí. Die Fahrt durch eine malerische Hügellandschaft zieht sich in die Länge, da wir immer wieder lange hinter fürchterlich qualmenden Lastwagen herschleichen müssen. Kurz vor 17:00 Uhr ist die Strecke jedoch absolviert und wir können im Hotel Los Arcos einchecken. Ich mache dort nur so lange Pause wie es notwendig ist, den Weg zum nächsten Geldautomaten herauszufinden und begebe mich sogleich auf den Weg dorthin, um 3000 Cordoba für ziemlich genau 90 Euro abzuheben.
Mit ausreichend Bargeld für die nächsten Tage versorgt, gehe ich in das kleine Grillrestaurant "El Fogon" in der Nähe meines Hotels. Dort bestelle ich sechs Hühnerflügel mit Pommes frites und zwei verschiedenen Saucen, dazu drei kleine Toña–Bier. Die Portion ist hinreichend groß, das Bier ist schön kühl und der Preis ist mit 410 Cordoba inklusive Trinkgeld sehr günstig, ein guter Abschluss eines anstrengenden Tages.