Rio Dulce, 12.10.2022
Um 8:00 Uhr starten wir an einem bewölkten Tag unsere Fahrt in südöstliche Richtung. Wir fahren durch tropisches Flachland mit Kautschuk– und Ölpalmenplantagen, weiten Feldern und kleinen Dörfern. Es ist eine schöne, aber nicht spektakuläre Landschaft. Glücklicherweise kommen wir gut voran. Die Gerüchte über Straßensperren aufgrund von großen Demonstrationszügen, die Roland vernommen hat, bewahrheiten sich nicht.
Je weiter wir vorankommen, desto schlechter wird das Wetter. Immer wieder ziehen schwarze Gewitterwolken durch und regnen kräftig ab. Eine Besichtigungstour wäre jetzt sehr unangenehm. Im Auto dagegen lässt sich das Wetter leicht ertragen.
Wir streifen auf unserer Fahrt die Grenze zu Belize. Roland erzählt mir, dass er schon seit vielen Jahren keine Tour dorthin unternommen hat. Die Behörden lassen keine im Ausland zugelassenen Autos ins Land. Somit kommen dort nur einheimische Agenturen zum Zug, oder er müsste dort ein anderes Auto mieten und beim Grenzübertritt wechseln.
Nach drei Stunden erreichen wir bei inzwischen wieder besserem Wetter unser heutiges Ziel, den Rio Dulce. Wir sind nicht weit vom Meer entfernt, es lohnt sich also durch den Namen darauf hinzuweisen, dass es sich um ein Süßgewässer handelt. Die tropischen Regengüsse der letzten Tage haben für Hochwasser gesorgt. Mein Hotel, das gleichzeitig Startpunkt einer nachmittäglichen Bootstour ist, kann nur über das Wasser erreicht werden. Roland stellt das Auto auf einem Parkplatz nahe einer Bootsanlegestelle ab. Diese können wir aufgrund des Hochwassers jedoch nicht benutzen, sondern müssen an einer anderen, höher gelegenen Stelle ablegen.
Links: Bootsablegestelle. Mitte und rechts: Blick von der Veranda meines Zimmers.
Nach einer kurzen Fahrt durch die Lagune checken wir im Hotel ein. Danach habe ich zweieinhalb Stunden Pause. Das ist auch gut so, denn das Klima ist mit etwa 35 Grad und nahezu 100% Luftfeuchtigkeit selbst für mich alten Kämpfer eine Herausforderung. Während der Pause gehen mehrere Wolkenbrüche nieder. Ich mache mir schon etwas Sorgen um die Bootstour, habe aber Glück: Kurz vor 14:30 Uhr klart es auf und es bleibt für den Rest des Tages trocken.
Die Fahrt auf dem Fluss, der an vielen Stellen eher wie ein großer See wirkt, ist in mehrfacher Hinsicht interessant: Man kann hier viele Segelboote, von kleinen Einhandseglern bis hin zu großen Yachten sehen. Der Rio Dulce ist vom Meer aus auch mit größeren Schiffen gut erreichbar und liegt sowohl meteorologisch als auch versicherungstechnisch außerhalb der Hurricane–Zone. Daher bringen Kapitäne, die sich in dieser Saison in der Nähe aufhalten, ihre Boote gerne hier in Sicherheit. Für alle, die motorisiert auf dem Wasser unterwegs sind, schwimmen Tankstellen auf künstlichen Inseln.
Weitere Attraktionen entlang des Flusses sind eine spanische Festung aus dem 17. Jahrhundert, Wochenendvillen der Oberschicht des Landes und selbstverständlich Wasservögel. Ich kann viele Kormorane, Reiher und Pelikane beobachten. Über uns kreisen Truthahngeier. Das größte Tier, das ich beobachten und fotografieren kann, ist allerdings ein Leguan, der sich auf einem Baum sonnt.
Flussfahrt auf dem Rio Dulce. Oben links und mitte, unten rechts: Sicherer Hafen für Boote und Yachten. Oben rechts: Tankstelle. Mitte links: Kormorane. Mitte mitte: Ein Leguan sonnt sich. Mitte rechts: Spanisches Fort. Unten links: Wochenendhaus. Unten mitte: Reiher.
Nach etwa 90 Minuten endet die Tour an der Anlegestelle des Hotels. Roland und ich verabreden uns für 8:00 Uhr am kommenden Morgen. Ich mache nun erst einmal Pause bis zum Abendessen. Da mir vorgestern die "Mojarra frita" so gut geschmeckt hat, sie im Restaurant des Hotels auf der Karte steht und der Fisch sogar von hier kommen soll, greife ich erneut zu diesem Gericht. Als feste Beilagen wähle ich Pommes frites und Gemüse, als flüssige zwei kleine Flaschen Moza. So bekomme ich für 250 Quetzal ein sehr leckeres Mahl und kann gut gestärkt den morgigen Tag erwarten.