Kuala Lumpur, 2.9.2013

Am Morgen ist der Himmel über Kuala Lumpur nur ganz leicht bewölkt. Ich habe für heute kein Programm gebucht, muss also selbst für meine Unterhaltung sorgen. Ich möchte gerne Chinatown und den Central Market besuchen. In der Nähe meines Hotels befindet sich eine U-Bahnstation. Die Linie, die dort hält, fährt direkt zu meinem Zielgebiet. Vom untersten Geschoss des Einkaufszentrums aus gibt es einen Durchgang zur rapidKL. Es gelingt mir, an einem Automaten ein Ticket zu ziehen. Münzen und Scheine werden angenommen, letztere allerdings nur unterhalb von 10 Ringgit. Wenn man nur großes Geld hat, kann man es an Schaltern wechseln lassen. Ich habe zwei 1-Ringgit-Scheine, kann also die 1,60 Ringgit Fahrpreis direkt bezahlen. Ich bekomme, neben den 40 Sen Wechselgeld, einen dunkelblauen Plastikchip. Diesen muss man an einer Schleuse gegen ein Lesegerät halten, dann öffnet sie sich. Am Ausgang der Zielstation muss man den Chip in einen Schlitz einwerfen, worauf sich die dortige Schleuse ebenfalls öffnet. Ich fahre vier Stationen mit der sauberen Bahn. Es handelt sich streng genommen nicht um eine reine U-Bahn, es gibt auch Hochbahnstationen, wie zum Beispiel Pasar Seni, die Haltestelle, an der ich aussteige.

Nachdem ich die Stufen zum Ausgang hinuntergegangen bin, muss ich einen großen, chaotischen Busbahnhof durchqueren, dann erreiche ich die Straße, die direkt nach Chinatown führt. Die erste Attraktion, die ich auf dem Weg bewundern kann, ist der hinduistische Sri Mari Mariannam-Tempel. Er hat einen kleinen, üppig verzierten Gopuram, wie ich das aus Südindien kenne. In dieser Hinsicht unterscheidet sich Kuala Lumpur nicht sehr von Singapur. Hier wie dort leben die Angehörigen verschiedener Volksgruppen und Religionen auf engstem Raum nebeneinander. Eine weitere Ähnlichkeit zu Singapur besteht darin, dass die Bürgersteige oft enge, von Torbögen überwölbte Wandelgänge sind (die sogenannten five foot walkways), die direkt an den zahlreichen Geschäften vorbeiführen. In ihnen ist es meist angenehm kühl, selbst wenn die Sonne herunterbrennt.

Die Chinatown ist ziemlich klein, sie besteht nur aus der Jalan Petaling, einer engen Parallelgasse und weiteren zwei, drei Seitenstraßen. Die Jalan Petaling ist "Vorzeige-Chinatown" mit vielen Ständen und kleinen Geschäften, die Parallelgasse bietet einen Hauch klassisch-chinesischen Straßenlebens, in den anderen Straßen ist außer Autoabgasen nicht viel geboten. Wie schon die Gegend ringsherum, erinnert mich die Jalan Petaling an die Chinatown von Singapur, die ich vor 15 Jahren auf einer Geschäftsreise besichtigen konnte. Sie ist ein wenig schmuddeliger, aber was wäre dies im Vergleich zu Singapur nicht?

Zu dieser morgendlichen Stunde herrscht noch nicht viel geschäftiges Treiben an den Marktständen, also gehe ich bald weiter. Nach einigen Minuten Fußweg erreiche ich den Pasar Seni, den Zentralmarkt, der sich in einem großen, geschlossenen und klimatisierten Gebäude befindet. Ich komme zehn Minuten vor seiner Öffnung an und besichtige erst die Straße rechts neben dem Bau. Dort hat man unter freiem Himmel Marktstände aufgebaut, die jetzt schon geöffnet haben.

Sri Mari Mariannam-Tempel Five Foot Walkway Ein Teehaus
Jalan Petaling Jalan Petaling Der Kuan Yin Temple
Straßenszenen in der Chinatown Straßenszenen in der Chinatown Straßenszenen in der Chinatown

Oben links: Der Sri Mari Mariannam-Tempel. Oben mitte: Ein Five Foot Walkway. Oben rechts: Ein altes Teehaus. Mitte links und mitte: Die Jalan Petaling. Mitte rechts: Der Kuan Yin Temple. Unten: Straßenszenen in der Chinatown.

Im Pasar Seni selbst gibt es, neben allen Arten von Souvenirs, vor allem Kleider, darüber hinaus Möbel, Arzneimittel, Parfümöle, Tees und all die Dinge, die in Deutschland die China-Restaurants üppig verzieren. Und selbstverständlich gibt es einen Food Court mit vielen Garküchenständen und einigen Restaurants. Falls jemandem beim Einkaufen das Geld ausgehen sollte (was eigentlich kein Problem darstellen dürfte, da alle gängigen Kreditkarten akzeptiert werden), kann man sich an zwei Bankautomaten wieder "flüssig" machen. Ich habe zwar bisher kaum etwas von meinen 770 Ringgit ausgegeben, die "Maestro"-, "Mastercard"- und "Visa"-Aufkleber machen mich allerdings neugierig, zumal mir das bisher getauschte Geld sicher nicht die ganze Reise über reichen dürfte. Ich versuche an einem der Automaten mit der Börsenkarte meiner Bank Geld abzuheben. Dies scheint zunächst zu funktionieren, dann wird die Transaktion aber abgebrochen. Ein zweiter Versuch mit meiner Kreditkarte gelingt jedoch und ich kann 1000 Ringgit aus dem Automaten ziehen.

Am Pasar Seni Am Pasar Seni Der alte Hauptbahnhof

Links und mitte: Am Pasar Seni. Rechts: Der alte Hauptbahnhof.

Kurz danach verlasse ich den Pasar Seni. Beim Durchschreiten der Ausgangstür laufe ich sozusagen gegen eine Mauer aus feuchter Hitze. Aber es hilft nichts, wenn ich weitere Besichtigungen machen will, muss ich das ertragen. Ich gehe einige Minuten zum alten Hauptbahnhof, einem Gebäude im britisch-indischen Kolonialstil. Inzwischen ist er nur mehr eine unbedeutende Nebenstation, der heutige Hauptbahnhof ist ein modernes Gebäude und befindet sich etwa einen Kilometer weiter südwestlich.

Das viele Herumlaufen hat mich hungrig gemacht. Daher entschließe ich mich, zurück zum Pasar Seni zu gehen und etwas zu essen. Am Eingang des Food Courts finde ich ein thailändisches Restaurant und esse dort mit Fischpaste gefüllte Frühlingsrollen (die wesentlich besser schmecken, als sich das anhört) und ein Rindfleischgericht in einer scharfen Sauce mit Reis. Dazu gönne ich mir zwei kleine Tiger-Bier, erlebe also erneut eine Erinnerung an Singapur. Sie werden in 0,33 l-Dosen serviert, nicht wie sonst in Asien gewohnt, in 0,67 l-Flaschen. 61 Ringgit kostet alles zusammen, über die Hälfte davon das Bier.

Nach dieser Stärkung gehe ich zur rapidKL und fahre zurück zum Suria-Einkaufszentrum, von dem aus ich den verbleibenden halben Kilometer zum Hotel spaziere. Dort mache ich erst einmal Pause.

Wie in fast allen Hotels in Asien habe ich kostenlosen WLAN-Zugang. Ich habe mir darüber hinaus vor Reiseantritt eine malaysische Prepaid-SIM-Karte für meinen Mobile-WiFi-Accesspoint besorgt, kann diese aber bisher nicht nutzen, da ich kein Guthaben besitze. Zum Aufladen werden nur inländische Kreditkarten akzeptiert, abgesehen davon würde ich solch eine Transaktion ungern über das ungesicherte Hotel-WLAN abwickeln. Über eine kurze Recherche im Internet finde ich heraus, dass es einen knappen Kilometer von meinem Hotel entfernt einen Laden gibt, der Guthabenkarten verkauft. Nach der Mittagspause gehe ich dorthin und kann tatsächlich eine Aufladekarte erwerben. Zurück im Hotel verschaffe ich mir mit ihrer Hilfe ein Guthaben von 60 Ringgit und mache mich anschließend daran, ein Surfpaket zu buchen. Weil ich mich zunächst etwas dämlich anstelle, gehen mir dabei 10 Ringgit verloren, dann kann ich aber ein Paket für 12 Ringgit erwerben (250 MB für eine Woche). Das Paket verlängert sich bei Ablauf automatisch, sodass ich nach drei Wochen Aufenthalt etwa 14 Ringgit Guthaben für etwaige Anrufe übrig behalte.

Zwar hat sich der Himmel in der Zwischenzeit dichter bewölkt, ich möchte dennoch weitere Besichtigungen unternehmen. Also fahre ich erneut mit der rapidKL zum Pasar Seni. Von dort aus möchte ich zu Fuß zur Nationalmoschee und dann weiter zum Butterfly-Park gehen, einem von Netzen überspannten Freigelände, auf dem man, wie der Name schon sagt, Schmetterlinge beobachten kann.

Leider habe ich keinen Erfolg. Zwar weiß ich von meinen bisherigen Expeditionen, dass mein Stadtplan gut ist, Großbaustellen, mangelnde Übergangsmöglichkeiten für Fußgänger und irreführende Ausschilderungen kann er aber leider nicht kompensieren. Ich unternehme mehrere Versuche, gelange aber am Ende immer wieder an Stellen, von denen aus ich nicht weiterkomme. Zu allem Überfluss beginnt es zu regnen. Dabei macht die Besichtigung eines Parks nicht gerade Spaß. Ich breche meine Tour also schweren Herzens ab und fahre mit der Bahn zurück.

Bald darauf ist Abendessenszeit. Ich gehe wieder in das Suria-Einkaufszentrum, diesmal in ein chinesisches Restaurant. Dort esse ich ein Rindfleischgericht mit Ingwer, Frühlingszwiebeln und Reis. Dazu trinke ich eine Kanne Tee. Der Preis für dieses Mahl beträgt 62 Ringgit.

Petronas Twin Towers bei Nacht

Die Petronas Twin Towers bei Nacht.

Nach dem Abendessen mache ich ein paar Fotos der beleuchteten Petronas-Twin-Towers und begebe mich dann zurück ins Hotel.